Pandemievorsorge und -bekämpfung: Zehn Empfehlungen für die Gesundheitspolitik

11. Juli 2022 I  Hub-Publikation  I von : MADELEINE KALISCH

Von links nach rechts: Anja Langenbucher, Dr. Christophe Bayer, Fumie Saito, Dr. Githinji Gitahi, Dr. Tania Rödiger-Vorwerk and Angela Bähr 

Am 5. Juli 2022 fand im Rahmen des vierten Global Health Talk die Podiumsdiskussion "Pandemic Preparedness and Response during the German G7 Presidency – Review of the presidency and next steps" mit Vertreter*innen deutscher Ministerien und der G7 Engagement Groups (Women 7, Civil Society 7 und Think 7) statt. Das Panel diskutierte die Ergebnisse des G7-Kommuniqués der Gesundheitsminister*innen sowie die Erwartungen an den Pakt zur Bekämpfung von Pandemien. Aus der Diskussion lassen sich 10 Empfehlungen für die Gesundheitspolitik ableiten, welche mögliche Ansätze der letzten Monate der deutschen G7-Präsidentschaft leiten können.

Folgende Expert*innen teilten ihre konkreten Erwartungen, um eine verbesserte Pandemievorsorge und -bewältigung in Zukunft zu ebnen: Dr. Tania Rödiger-Vorwerk; Stellvertretende Generaldirektorin, Globale Gesundheit; Resilienz; Chancengleichheit; Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Angela Bähr, stellvertretende Vorsitzende des VERO-Vorstands; Vertreterin C7, Dr. Christophe Bayer; Leiter der Abteilung Gesundheitssicherheit, Internationales Krisenmanagement, Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Dr. Githinji Gitahi; Geschäftsführer, Amref Health Afrika; Vertreter T7, Fumie Saito; Direktorin, Global Advocacy, Japanische Organisation für internationale Zusammenarbeit in der Familienplanung; Vertreterin W7. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Anja Langenbucher; Direktorin  Europe Office, Bill & Melinda Gates Foundation.

  1. Der G7-Pakt zur Bekämpfung von Pandemien muss als Chance gesehen werden, bereits bestehende Initiativen aufeinander abzustimmen. Der Pakt sollte seine Mitgliedsstaaten zusammenbringen, um an den wichtigsten Zielen zu arbeiten: die Stärkung der Überwachungssysteme und der Fachkräfte weltweit.
     
  2. Um einen gleichberechtigten und nachhaltigen Zugang zu erschwinglichen Impfstoffen, Therapeutika, Diagnostika und anderen wichtigen medizinischen Gütern zu gewährleisten, bleibt ACT-A das wichtigste Instrument. Die G7-Engagement-Gruppen rufen die Entscheidungsträger*innen dazu auf, die Auswirkungen von ACT-A in regelmäßigen Abständen auszuwerten. ACT-A wäre in der Vergangenheit hinter seinen Versprechen zurückgeblieben.
     
  3. Die Einrichtung des Finanzvermittlungsfonds (FIF) für Pandemieprävention, -vorsorge und -bewältigung (PPR) soll zu einer umfassenderen Finanzierungslandschaft beitragen, welche die Gesundheitssysteme weltweit stärkt und sich dabei auf Pandemievorsorge in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen fokussiert. Es ist notwendig, ein klares Mandat zu formulieren und integrative Governance-Strukturen für die Tätigkeit des Fonds zu gewährleisten.
     
  4. Entscheidungsträger*innen müssen Prioritäten setzen, um Länder bei der lokalen Impfstoffproduktion zu unterstützen, mit dem Ziel einen gerechten und nachhaltigen Zugang zu Impfstoffen, Therapeutika, Diagnostika und anderen wichtigen medizinischen Gütern zu gewährleisten. Dies erfordert politisches Engagement für Investitionen, Kapazitätsaufbau, Technologietransfer und Infrastruktur.
     
  5. Die G7 haben sich verpflichtet, 100 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei der Stärkung ihrer Kernkapazitäten für weitere 5 Jahre zu unterstützen. Die Kernkapazitäten sind für die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) erforderlich. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Entscheidungsträger*innen flexible Finanzierungsmechanismen sicherstellen, um die Stärkung der lokalen Gesundheitsinfrastruktur zu ermöglichen und gleichzeitig einen größeren Schwerpunkt auf die Prävention zu legen. Diese Prioritäten sollten in den beiden bevorstehenden Tagungen im Jahr 2022 zur Formulierung des Pakts erörtert werden.
     
  6. Im Umgang mit der Covid-19-Pandemie müssen Entscheidungsträger*innen den Zugang zur Gesundheit in seiner Ganzheitlichkeit sehen. Die Wiederauffüllung des Globalen Fonds für Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) und sein Beitrag zur Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, sowie eine gut finanzierte Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind von größter Bedeutung. Ebenso müssen sich die G7 verpflichten, weiter zur Globalen Finanzierungsfazilität für Frauen, Kinder und Jugendliche (GFF) sowie zur Globalen Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (GPEI) beizutragen.
     
  7. In Zukunft sollten sich Entscheidungsträger*innen zu innovativen Governance-Strukturen verpflichten und dabei insbesondere die Einbeziehung von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie die Zivilgesellschaft in die Entscheidungsprozesse betonen. Ebenso sollte die Governance-Struktur von ACT-A inklusiver werden.
     
  8. Die Fortschritte bei der Vorsorge und Bekämpfung von Pandemien dürfen den Zugang zur Gesundheit in anderen Bereichen nicht beeinträchtigen – Die Entscheidungsträger*innen müssen sich verpflichten, die primäre Gesundheitsversorgung zu stärken und sich weiterhin mit nichtübertragbaren Krankheiten, einschließlich der psychischen Gesundheit, sowie vernachlässigten Tropenkrankheiten zu befassen. Die gemeinsamen Anstrengungen zur Gewährleistung einer umfassenden sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte für alle, die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Gesundheit von Kindern müssen fortgesetzt werden.
     
  9. Mit der Übernahme der G7-Präsidentschaft durch Japan sollte die Kontinuität der Agenda sichergestellt werden. Japan sollte die politische Dynamik für das Thema Pandemievorsorge nutzen und das Ziel der allgemeinen Gesundheitsversorgung so weiterverfolgen, wie es seine neue globale Gesundheitsstrategie vorsieht. Ebenso sollte das Thema Pandemievorsorge und -bekämpfung weiterhin in G20-Formaten behandelt werden.
     
  10. Um für die vereinbarten Ergebnisse verantwortlich zu bleiben, sollten die G7 Mitgliedsstaaten regelmäßig die Erfüllung ihrer G7-Ambitionen bewerten. Ergebnisse früherer Kommuniqués sollten nicht vergessen werden, während neue Ziele gesetzt werden. Im Falle der Nichterreichung von Leistungen sollten die Gründe für diese Nichterreichung in einem aktiven Format reflektiert werden, und die Bewertungen dieser sollten als Richtschnur für künftige G7-Ambitionen dienen.
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Global Health Talk 2022 Recording
Panel discussion “Pandemic Preparedness & German G7 Presidency"
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