Navigating the Heatwave Era: Eine Simulation zur Hitzevorsorge auf dem World Health Summit 2025

27. Oktober 2025 I  News  I von : Ugbedeojo Sule & Linda Blessin

Wie können Städte Leben schützen, wenn Hitzewellen zunehmen? Das Sideevent des Bundesministeriums für Gesundheit und des Global Health Hub Germany beim WHS 2025 machte durch eine interaktive Simulation und eine Expert*innenrunde erfahrbar, was echte Hitzeschutzmaßnahmen bedeuten – und warum jeder Hitzetod vermeidbar ist.

Extreme Hitze ist keine ferne Bedrohung mehr. Sie ist Realität, die Leben, Wirtschaft und Gesundheitssysteme weltweit verändert. Was braucht es, um Menschen zu schützen, wenn die Temperaturen weiter steigen? Und wie können sich Städte auf die nächste Hitzewelle vorbereiten?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Sideevents des World Health Summit 2025: „Navigating the Heatwave Era: A City Simulation Exercise“, gemeinsam organisiert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Global Health Hub Germany (GHHG).

Lernen durch Handeln: Ein Blick in die Simulation

Anstelle einer klassischen Podiumsdiskussion begann die Sitzung mit einer interaktiven Simulationsübung, die die Teilnehmenden inmitten einer Hitzewelle platzierte. In der Rolle von einer Bürgermeisterin mussten sie dringende Entscheidungen treffen, während die Temperatur stieg: Wie sollen begrenzte Mittel verteilt, gefährdete Gruppen geschützt und Pflegeheime entlastet werden?

Die Übung machte eines deutlich: Vorbereitung ist nichts Abstraktes. Jede Entscheidung bringt Vor- und Nachteile mit sich und jedes Zögern kostet Leben. Die Teilnehmenden erlebten die gleichen Spannungen, denen reale Entscheidungsträger*innen ausgesetzt sind: Wie schützt man Gemeinschaften, wenn Ressourcen knapp und Reaktionszeiten kurz sind?

Die Simulationsübung „Critical Choices – Heat Edition“ wurde vom Global Health Hub Germany entwickelt, basierend auf der „G7 Grandurbia Simulation Exercise“, die vom Anticipation Hub des Deutschen Roten Kreuzes in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Gesundheit entworfen wurde.

Von der Simulation zur Strategie: Eine menschliche Geschichte hinter den Zahlen

Im Anschluss hielt der Parlamentarische Staatssekretär Herr Dr. Georg Kippels vom Bundesministerium für Gesundheit eine kurze Rede, die die Übung mit der Realität der Gesetzgebung verband. Er erinnerte daran, dass hinter jeder Statistik eine menschliche Geschichte steht.

Er erzählte von einer 79-jährigen Frau, die während einer Hitzewelle zusammenbrach, weil sie aus Angst, in der Nähe keine Toiletten zu finden, zu wenig Wasser trank. „Ihre Geschichte zeigt, wie alltägliche Sorgen in extremer Hitze zu lebensbedrohlichen Notfällen werden können“, sagte Dr. Kippels.

Die Zahlen zeichnen ein ähnliches Bild: In Europa starben im Sommer 2022 über 61.000 Menschen an extremer Hitze, im Jahr 2023 fast 48.000 – der zweittödlichste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Forschende schätzen jedoch, dass ohne bestehende Anpassungsmaßnahmen fünfmal mehr Menschen gestorben wären.

„Die Botschaft ist eindeutig“, betonte Dr. Kippels. „Anpassung wirkt – und sie muss ausgeweitet werden.“

Deutschlands Weg zum Hitzeschutz

Dr. Kippels hob auch Deutschlands Engagement hervor, die Gesundheit angesichts steigender Temperaturen zu schützen. Während seiner G7-Präsidentschaft 2022 stellte Deutschland das Thema Klima und Gesundheit auf die globale Agenda. Seitdem folgten wichtige Meilensteine:

  • Bundes-Hitzeschutzplan für Gesundheit (2023): Start nationaler Aufklärungskampagnen, praktischer Leitfäden für Pflegeeinrichtungen und gezielter Kommunikation mit Risikogruppen.
  • Hitzeschutz-Roadmap (2024–2025): Gemeinsam mit Ländern, Kommunen, Gesundheitsfachkräften und Zivilgesellschaft entwickelt, stärkt sie die Hitzeresilienz von Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen, verbessert die lokale Koordinierung und erweitert digitale Frühwarnsysteme.

Trotz föderaler Zuständigkeiten, so Dr. Kippels, bremse das die Umsetzung nicht: „Das Bundesministerium für Gesundheit wird nicht abwarten. Wir handeln jetzt gemeinsam mit unseren Partnern, um heute Leben zu schützen und morgen strukturelle Resilienz aufzubauen.“

Von Politik zu Menschen: Globale Perspektiven

Auf die kurze Rede folgte eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Sophie Gepp (Center for Planetary Health Policy und Co-Vorsitzende des Lenkungskreises des Global Health Hub Germany). Als Sprecher*innen waren Prof. Dr. Jason Lee (National University of Singapore), Prof. Dr. Ethel Maciel (brasilianisches Gesundheitsministerium) und Donald Sandmann (Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen; und Co-Manager, GHHG Community Klima und Gesundheit) auf dem Panel.

Aus Wissenschaft, Regierung und Zivilgesellschaft kommend, waren sich alle einig: Jeder einzelne Hitzetod ist vermeidbar.

Prof. Jason Lee betonte, dass ein einzelner Hitzetod schon ein Systemversagen signalisiert. Hitzebelastung werde nicht nur durch Temperatur bestimmt, sondern auch durch Kultur, Arbeitsbedingungen und soziale Normen. Für viele gefährdete Arbeiter*innen in Asien sei extreme Hitze ein täglicher Zwang – ein Spiegel sozialer Ungleichheit, der systemische Lösungen erfordert.

Prof. Ethel Maciel hob hervor, dass Gerechtigkeit und Fairness im Zentrum der Klimaanpassung stehen müssen. Sie skizzierte Brasiliens Fokus auf Überwachung, Kapazitätsaufbau und Innovation und forderte mehr Verantwortung von Ländern mit hohem Emissionsausstoß. Bewusstsein in Regionen zu schaffen, in denen Hitze „normal“ erscheint, erfordere Kommunikation, die an Lebensrealitäten anknüpft, nicht nur an Daten.

Donald Sandmann betonte die Bedeutung von Vertrauen, Zusammenarbeit und gemeinsamer Verantwortung. Während Deutschland mit dem Nationalen Hitzeaktionstag und kommunalen Hitzeplänen Fortschritte erzielt hat, forderte er einen stärkeren nationalen Rahmen und die Aufnahme von Hitzeschutzmaßnahmen in die Ausbildung von Gesundheitsberufen.

Alle Diskutierenden waren sich einig: Um Hitzetote zu verhindern, braucht es nicht nur Daten und Infrastruktur, sondern Solidarität, Gerechtigkeit und sektorübergreifende Zusammenarbeit.

Lektionen für eine heißere Zukunft: Gemeinsame Verantwortung

Das zentrale Fazit der Veranstaltung lautet: Hitzeschutz ist eine gemeinsame Aufgabe. Regierungen müssen klare Vorgaben setzen, Städte Schatten- und Grünräume schaffen, Arbeitgeber den Schutz von Außenarbeitenden sichern, soziale Dienste isolierte Menschen erreichen und Gesundheitssysteme widerstandsfähiger werden.

Durch die Verbindung einer interaktiven Simulation mit globalen Perspektiven zeigte die Veranstaltung, wie erfahrungsbasiertes Lernen Verständnis vertieft und Zusammenarbeit zwischen Politik, Forschung und Praxis stärkt.

In einer sich erwärmenden Welt ist Vorbereitung keine Option – sie rettet Leben. Das WHS-Sideevent „Navigating the Heatwave Era“ machte das unmissverständlich klar: Jedes gerettete Leben ist ein Sieg für Gesundheit, Würde und Resilienz.

Für den Global Health Hub Germany spiegelte die Veranstaltung seine zentrale Mission wider: Gemeinschaften zu vernetzen, Wissen zu teilen und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.

 

🔍 Hier geht es zur Simulation: Critical Choices Heat Edition.pdf

Wenn Sie die Simulation selbst einsetzen möchten, wenden Sie sich bitte an Katrin Würfel unter Katrin.wuerfel@globalhealthhub.de  oder info@globalhealthhub.de.

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