Globale Gesundheit im Fokus: Ein Interview mit Sascha van Beek (CDU/CSU)

In dieser Interviewreihe sprechen wir mit politischen Entscheidungstragenden, wie globale Gesundheit künftig auch ohne eigenen Unterausschuss dauerhaft im deutschen Bundestag verankert werden kann und welche Rolle Deutschland in Zukunft spielen sollte. Unser Gast heute ist Sascha van Beek, Berichterstatter für globale Gesundheit der CDU/CSU.
Sie sind Berichterstatter für globale Gesundheit in Ihrer Fraktion: Was sind für Sie die wichtigsten Herausforderungen im Bereich globale Gesundheit in der laufenden Legislaturperiode?
Die nachhaltige Finanzierung des internationalen Engagements. Einige Länder ziehen sich aus multilateralen Strukturen zurück. Mal wegen knapper Haushalte, mal aus ideologischen Gründen. Dadurch fehlen Mittel für wichtige zentrale Programme. Deutschland kann nicht allein alles auffangen. Wir brauchen Reformen, faire Lastenteilung und neue Finanzierungswege, damit multilaterale Strukturen handlungsfähig bleiben.
Was sind die Schwerpunkte des Gesundheitsausschusses mit Blick auf globale Gesundheit und welche Themen wollen Sie persönlich im Bereich globale Gesundheit voranbringen?
Globale Gesundheit ist Sicherheit, Wohlstand und Resilienz. Das gilt für unsere Partnerländer und genauso für Deutschland. Starke Gesundheitssysteme im Ausland senken den Migrationsdruck, schützen uns durch bessere Surveillance, schaffen Märkte für unsere Unternehmen und binden Partner an uns. Humanität und nationales Interesse sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Mein Ziel ist es, diese Verknüpfung im Ausschuss sichtbarer zu machen.
Wie kann globale Gesundheit künftig ohne eigenen Unterausschuss im Parlament verankert werden?
Ich habe mich dafür stark gemacht, dass globale Gesundheit einmal pro Quartal auf die Tagesordnung des Gesundheitsausschusses kommt. Damit bringen wir das Thema in die Primetime. Zusätzlich bleibt es durch parlamentarische Formate, Arbeitskreise und Beiräte sichtbar im Bundestag. Es ist vielleicht keine vollständige Kompensation, aber eine klare Chance, dem Thema auch außerhalb eines Unterausschusses Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Globale Gesundheit ist ein Bereich, in dem multisektorale Zusammenarbeit wichtig ist: Wie tragen Sie dazu bei, dass gesundheitspolitische Aspekte in Bereichen wie z.B. Entwicklungs-, Forschungs-, Außen- oder Umweltpolitik in Ihrer Fraktion mitgedacht und integriert werden?
In den aktuellen Haushaltsberatungen habe ich die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ausschüssen eingeladen, sich gemeinsam die einzelnen Einzelpläne mit Blick auf Synergien und Effizienzen anzuschauen. Jeder angesprochen Ausschuss hat für Globale Gesundheit einen eigenen Berichterstatter. Das zeigt, dass unsere CDU/CSU-Fraktion globale Gesundheit schon breit in den genannten Ausschüssen mitdenkt. Ich denke, wir bekommen das auch noch besser übergreifend abgestimmt.
Wie stellen Sie sicher, dass die zugesagten internationalen Gesundheitsbeiträge (z. B. an WHO, Global Fund, Gavi) auch unter Haushaltsdruck eingehalten werden?
Entscheidend ist, die nationale Bedeutung herauszustellen. Wir müssen zeigen, dass es nicht nur Wohltätigkeit ist, sondern Stabilitätspolitik. Deutschland braucht mehr Gestalterrolle. Das heißt Reformen antreiben, Strukturen verschlanken und Wirkung vor Ort priorisieren. Haushaltsdruck heißt nicht Rückzug, sondern Fokussierung. Innovative Ansätze wie Debt2Health, PPPs und PDPs gehören dazu.
Im September fand das vierte UN High-Level Meeting zu nichtübertragbaren Krankheiten (NCDs) und mentaler Gesundheit statt. Welche Rolle kann der Gesundheitsausschuss konkret dabei spielen, NCDs und mentale Gesundheit stärker politisch anzugehen?
Nichtübertragbare Krankheiten sind weltweit die häufigste Todesursache. Mentale Gesundheit gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Gründe sind auf der einen Seite höhere Lebenserwartung und Wohlstand, aber eben auch ungesündere Lebensweisen, globale Umweltfaktoren und soziale Belastungen. Das ist ein globales Thema, egal ob Norden oder Süden. Der Gesundheitsausschuss kann sich gemeinsam dafür einsetzen und mithelfen, dass diese Themen auch weiterhin in der neuen Global Health Strategy der Bundesregierung als wichtigste Themen verankert werden. Ich setze mich auf jeden Fall dafür ein.
"There is no glory in prevention” - gleichzeitig ist Prävention ein kosteneffizientes Mittel zur Eindämmung der NCD-Epidemie: Wie sollte Deutschland Ihrer Ansicht nach zur Finanzierung von Prävention und Behandlung von NCDs beitragen?
Der Satz begleitet jeden Gesundheitspolitiker und frustriert einen als Experten natürlich. Prävention spart ein Vielfaches an Behandlungskosten. Jeder Euro für Prävention erspart vier bis sieben Euro für Therapie. Trotz aller globaler Krisen müssen wir das Thema wieder hoch auf die politische Agenda bringen und es mehr in die TOP-Themen von EU und Deutschland bekommen. Deutschland sollte gezielt Pilotprojekte mit Partnerländern fördern und Erfolge sichtbar machen. Wichtig ist dabei eine Gesamtkostenbetrachtung in den Gesundheitssystemen. Prävention und ihre Wirkung auf Kosteneinsparungen in der Behandlung müssen enger verknüpft werden.